Warum Esel?

Ich bin Tanja Jordan. Bereits während meines Studiums der Pädagogik, Psychologie und Soziologie fühlte ich mich zu Eseln hingezogen. Ihre Eigenständigkeit, Neugier, Klugheit und ihr Sanftmut stellten für mich einen unwiderstehlichen Mix an Eigenschaften dar. Ich wollte mich unbedingt mehr mit diesen Tieren beschäftigen. Während ich begeistert meine zwei Kindern Felix und Linnea beim Großwerden begleitete, verschlang ich daher alles was es über Esel zu wissen gab! Nun sind die zwei groß und ich habe mir noch die Tools Stresspräventionstrainerin, Kräuterpädagogin, Trainerin für wertschätzende Kommunikation nach Rosenberg und zukünftig noch Trainerin für tiergestützte Interaktion angeeignet. Gemeinsam mit meinen 4 Eseln als CoTrainer leiten wir nun Spaziergänge und Wanderungen, Einzelstunden, Geburtstage, Seminare zur Stressprävention und Entschleunigung sowie tiergestütze Gruppenaktionen. Mein Mann Stefan Jordan Ergotherapeut, betrieblicher Gesundheitsmanager und Moderator unterstützt und ergänzt mich hier ganz wunderbar!

Das sind unsere Esel

Die Esel in der Eselei Scheinfeld
Liesel
Muck
Rosinchen
Frieda

Warum holst Dir Tiere mit all der Arbeit auf den Hof und warum auch noch Esel?

Das werde ich immer wieder gefragt. Nun, da gibt es mehrere Gründe:

Als Pädagogin möchte ich zunächst gerne mit Menschen, einzeln oder in Grupppen, arbeiten. Da gibt es verschiedene Strategien, um mit den Leuten an ihren persönlichen oder an Gruppenthemen zu arbeiten. Für mich heißt diese Strategie: Esel!


aus psychologischer Sicht:

Es gilt als gesichertes wissenschaftliches Wissen: Streicheln von schönem warmen Fell sorgt nahezu zwangsläufig für eine Ausschüttung vom Wohlfühlhormon Oxytocin. (Außer natürlich man hat eine Aversion gegen warmes weiches Fell.)

Oxytocin wiederum hilft dem Menschen sich geborgen zu fühlen. So hat er die Möglichkeit, sich zu entspannen: Gleichzeitig ist Oxytocin auch als Bindungshormon bekannt. (Stillhormon)

Also ist jemand, bei dem gerade das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wurde, unter günstigen Bedingungen eher bereit, sich mit psychischen und sozialen Themen zu beschäftigen.

aus philosophischer Sicht:

Tiere leben im Augenblick. Säugetiere kommunizieren hauptsächlich über Körpersprache. Wir Menschen kennen das auch, aber mit Einsetzen der verbalen Verständigung gerät die Ausbildung der Körpersprache ins Hintertreffen. Tiere haben auch eine vokale Sprache, aber nicht so stark ausgeprägt.
Das heißt, sie nehmen dich in diesem Augenblick in deinem aktuellen psychologischen und physiologischen Ist-Zustand wahr.
Jeder, der öfters das Zusammensein mit Tieren genießt, wird bestätigen können: Tiere bringen einen runter, in den Augenblick. Sie bewerten uns nicht nach sozialem Status, sprachlicher Gewandtheit oder Kleidung.

Das heißt, Tiere wirken wie ein Anker im Jetzt: hier können wir ganz echt sein.
Das bietet großes Heilungs- oder Wohlfühl-Potenzial für Seele, Geist und Körper!
Schließlich hängt alles miteinander zusammen.

zur Strategie:

Aufgabe, des Therapeuten oder Pädagogen ist es dann, Experte für die Körpersprache seines Tieres zu werden. So kann dieses bei der Diagnose helfen. Tiere nehmen eben Körperausdrücke oder auch Gerüche wahr, die dem menschlichen Auge oder der Nase entgehen. (Sehr faszinierende Erfolge liegen z. B. bei Wachkomapatienten vor.)

Aber warum Esel?

Nun zunächst einfach, weil ich mich Ihnen zutiefst verbunden fühle. Vielleicht kennen Sie das mit Hunden, Katzen oder Pferden. Man fühlt sich nach einer Begegnung mit diesen Tieren, die einem besonders ansprechen wie neu geboren, erfrischt wie nach erholsamen Schlaf oder einem Tag im Spa.

Anders als Pferde kommen Esel aus der Steinwüste und leben in einem offenen Herdenverband.
Daraus leiten sich 2 für mich sehr sympathische Wesenszüge ab:

Sie denken immer erst nach, bevor sie etwas tun.
Wer kopflos davonstürmt oder durchgeht, bricht sich in der Steinwüste schnell ein Bein und wird so zur leichten Beute. Sie schalten also das Denken vor den Instinkt. Das macht sie ruhig und vorsichtig. Gut für die Arbeit mit Kranken, Kindern oder Gruppen!

Zum anderen können sie mit dem Prinzip von Hierarchie nichts anfangen. Im offenen Herdenverband gibt es zwar ältere und erfahrene oder besonders willensstarke Tiere, dennoch rennt kein Esel einfach gehorsam und ohne eigenen Plan einem anderen hinterher. Das wäre aus den gleichen Gründen wie oben im Geröll der Steinwüste einfach nicht hilfreich.
Sie kennen also Gehorsam im Sinne der hierarchischen Ordnung nicht. Sie sind sehr selbstständig und neugierig, weil sie sich immer alles alleine beibringen müssen.
Eine Herausforderung für uns meist hierarchisch strukturiert denkende Menschen! (Sturer Esel?) Das regt zu persönlicher und gesellschaftlicher Reflektion an. Auch gut für die Arbeit mit Einzelnen und Gruppen!

Die Neugierde wiederum macht sie zu sympathischen, wissbegierigen und humorvollen Weggefährten.
Und Humor hilft in allen Lebenslagen!

Ich stehe da natürlich noch völlig am Anfang. Wahrscheinlich braucht es ein hohes Maß an geistiger Disziplin und innerer Sortierung, um sowohl für den äußeren Ablauf der Arbeit mit den Tieren und Menschen gut sorgen zu können und gleichzeitig die unterbewussten und nonverbalen Kommunikationen und Prozesse wahrzunehmen und dann auch noch daraus sinnvolle Strategien für den Patienten oder Klienten zu entwickeln. Dafür absolvieren die Tiere, mein Mann und natürlich ich eine einjährige Ausbildung

Schreien deine Esel?

Sie bekommen ständig Heu und Stroh und haben daher keinen Grund um Aufmerksamkeit zu heischen. Aber manchmal rufen sie aus Vorfreude, wenn sie nach der Morgentoilette ihre Hand voll Mineralfutter bekommen. Oder der kleine Muck und die kleine Liesel begrüßen eine Katze oder eins unserer Hühner am Zaun.
Dieses Rufen ist aber viel leiser und sehr fröhlich im Gegensatz zu dem sehnsuchtsvollen und verzweifelten Schreien, das nicht nur meine Esel und mich sondern meine Nachbarn zu Recht völlig fertig machen würde.

Was fressen Esel?

Möglichst wenig. Als Steinwüstenbewohner ist ihr Organismus darauf ausgerichtet mit nahezu keiner Nahrung zu überleben. Hier ist fast jede Wiese für die Esel wie eine Schokotorte. Also auch Leckerlis sind für Esel tabu.
Trotzdem sollen sie dauernd fressen, weil sie sonst Magenkrämpfe bekommen. Wir behelfen uns da mit einem kleinmaschigen Futternetz als Fressbremse. So haben sie ständig Zugang zu Stroh und Heu, aber überfressen sich nicht.

Sie mit zuckerhaltigen Karotten oder Äpfeln zu verwöhnen steht also auf keinen Fall zur Debatte.

Dürfen wir die Esel dann wenigstens ein bisschen mit Heu füttern?

Ja, wenn Ihr mich vorher fragt und das Heu auf den Boden vor sie werft. Aus der Hand zu füttern lehrt die Tiere zu gieren und nach Händen zu schnappen. Kein empfehlenswertes Verhalten für Therapietiere und kleine Kinderhände!

Sind jetzt Esel stur oder nicht?

Esel kennen keine Hierarchie. Sie müssen in der Steinwüste, aus der sie ursprünglich kommen, im offenen Herdenverband ohne Leittier, eigenständige Entscheidungen treffen können. Ihnen ist das Prinzip von hierarchischem Gehorsam unverständlich.
Also: Nein, sie sind nicht stur, sondern eigenverantwortlich und sehr neugierig.